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Montag, 23. Januar 2012

Drink, Dive and Dream - Neuseelands Nordinsel hat alles

Russell - Idylle in den Bay of Islands

Der Anker ist geworfen. Das ist Wellington, Hauptstadt und der zweitgroesste Ballungsraum in Neuseeland. "Windy Welly" - wie Wellington wegen seiner konstanten Brise auch genannt wird - verdankt seinem Charme vor allem seiner Kolonialbauten und seiner wunderbaren Lage umzaeunt von tiefblauem Wasser und gruenen Wiesen. Doch das ist nicht alles: Fuer viele ist Wellington die Kulturmetropole Neuseelands. Auckland holt zwar mehr und mehr auf, doch Windy Welly bietet noch immer alternative Bars und Clubs. Junge Kuenstler - sei es aus der Musik- oder Modeindustrie - lassen sich hier nieder. Vieles ist self-made, unabhaengig und trendy.










Auch Politik wird hier gemacht. Ueber allem steht hier die Queen (Commonwealth), weshalb sich Neuseeland zu einer parlamentarischen Monarchie zaehlt. Zwar dient Grossbritannien als Vorbild, doch gibt es hier kein Oberhaus - und damit nur eine Kammer. Eine kleine Tour durch das Parlament kann ueberraschend interessant sein. Alles erinnert stark an das Mutterland England, sei es die Einrichtung oder das Design. Nur eins markiert wohl den feinen Unterschied: die Groesse. Das Abgeordentenhaus ist winzig. Gerade einmal 120 gewaehlte Mitglieder nehmen hier Platz (in GB oder Deutschland sind es rund 600).


Neuseelands Parlament

Das ist der Norden, das ist Neuseelands Nordinsel. Auch wenn die Suedinsel landschaftlich wohl abwechslungsreicher ist, so haeufen sich doch einige Hotspots auf der Nordinsel. Nicht umsonst leben hier dreiviertel der Bevoelkerung Neuseelands. Und der ganze Rest der Kiwis tummelt sich auf der grossen Nachbarinsel, besser bekannt unter Australien.
Es ist sicher nicht die Landschaft, die viele Kiwis auf die andere Seite des Ozeans lockt, es ist vielmehr das Geld. Australien bietet Top-Jobaussichten und die Loehne sind exorbitant hoch. Vor allem durch die Minenindustrie werden Arbeitskraefte gesucht und gebraucht. Arbeit, die dann gerne dementsprechend bezahlt wird. Durch ein entsprechendes Abkommen beider Laender ist es jedem mit einem neuseelaendischen Pass erlaubt, in Australien zu arbeiten. "Too easy" also - wie man hier gerne sagt.
Viele in Australien lebende Kiwis lieben ihr Land, wollen irgendwann zurueck gehen. Doch das Geld haelt viele beim grossen Nachbarn. Vielleicht auch noch das bessere Wetter. Vielleicht auch der Lifestyle.Vielleicht auch etwas ganz Anderes.
Panorama ueber die Coromandel-Region, die sich suedlich von Auckland erstreckt
Bay of Islands

Tutukaka Coast




Dive! Tauche, und zwar jetzt!
Etwa 25 Kilometer von der Ostkueste entfernt, erheben sich die Poor Knights Islands. Aufgrund seines vulkanischen Ursprungs bieten diese Inselchen eine wunderbare Unterwasserwelt, reich an Meeresbewohnern und einer atemberaubenden Topografie mit Steilwaenden und Hoehlen, dessen Gesteine schaetzungsweise vier Millionen Jahre alt sind. Nicht zuletzt aus diesem Grund zaehlen die Poor Knights zu den Top 10 Tauchorten der Welt. 
Wer die 60-minuetige Bootsfahrt ueberlebt hat, kann sich auf ein unvergessliches Kaltwasser-Tauch-Erlebnis freuen. Ja, ueberleben ist wichtig. Von 20 Tauchern an Bord, erliegen knapp die Haelfte der Seekrankheit. Okay, die Wellen sind hoch, verdammt hoch und das Boot schaukelt wie wild. Es macht nicht gerade Spass, den rund zehn Leidenden zuzuschauen. Vorfreude auf die Inseln? Joah, kommt sicher noch.
Wir sind da! Endlich, denken sich einige. Endlich keine bleichgesichtigen Menschen mit Papiertuetchen mehr, denken sich die anderen. Der Spass beginnt nun auch fuer den wackeren Rest. Dive! Tutukaka, Dive the Poor Knights. "That's good stuff!"
Poor Knights Islands

Whangarei Falls - die meist fotografierten Wasserfaelle in Neuseeland
The Far North: Cape Reinga



Ninety Mile Beach
Warum werden Neuseelaender eigentlich liebevoll als Kiwis bezeichnet? Nein, nicht wegen der vielen Kiwifruechte im Land; es ist eher der kleine, niedliche Vogel. Fliegen kann er zwar nicht, reicht aber trotzdem, um das Nationalsymbol Neuseelands darzustellen.
Die Frucht dagegen, auch „chinesische Stachelbeere“ genannt, wurde das erste Mal in Neuseeland ausserhalb Asiens in großem Stil angepflanzt und in den 60er Jahren unter dem Markennamen „Kiwi“ exportiert - anlehnend an seinen Nationalvogel. So ziemlich alles, was aus Neuseeland kommt, bekommt also eine Vorsilbe: Kiwi. Seien es Fruechte, Tiere oder eben ihre Einwohner.

Christmas Parade in Auckland - angefuehrt vom Kiwi


Fuer die meisten Kiwis ist Auckland DAS zu Hause: it rund 1,4 Millionen Einwohnern groesste Stadt Neuseelands und gleichzeitig Heimat von einm Drittel der Gesamtbevoelkerung.
Das Leben tobt hier. Bars, Nachtclubs, Restaurants... und Menschen. Vor allem Asiaten. Das ist ein neues Neuseeland, gepraegt von seinen Immigranten aus Asien, die knapp 20 Prozent aller Aucklaender ausmachen.
Sushi-Roellchen, Stir Fried oder Thai-Curry fast an jeder Ecke. Auckland bietet eine hohe Quote kulinarischer Vielfalt. Von Highclass bis Fast Food - Auswaerts essen gehoert in Neuseelands Hauptstadt zur Kultur. Doch fuer noch vielmehr Begeisterung sorgt unser Freund Alkohol.
Kiwis lieben Bier. Kiwis trinken. Kiwis trinken viel und regelmaessig. Besonders am Wochenende knallen die Korken - undzwar laut und ueberall in der Stadt. Besonders angesagt fuer das junge Partyvolk ist das Viertel Ponsonby. Jung, hipp und alternativ und jede Menge Bars verspruehen eine lebendige Atmosphaere. Cheers!



Eine Fahrt ueber Aucklands Harbour Bridge
Ein Auto, drei Maedels: Catherine und Audrey aus Quebec/Kanada

Danke Neuseeland - du warst grossartig!

Montag, 16. Januar 2012

Wunderbares Neuseeland: Eine Reise ueber die Suedinsel

Es ist frisch. Zumindest fuer jeden Touristen, der von der grossen "Insel" nebenan geflogen kommt (besser bekannt unter Australien). Auch wenn es nur dreieinhalb Flugstunden von Sydney nach Christchurch sind, ist das Klima hier in Neuseeland ein voellig anderes. Die Luft scheint reiner, gesuender und die Farben intensiver. Grassgruen die Felder, hellblau der Himmel, das Wasser tiefblau und die Schafe schneeweiss.

Es ist Oktober, Fruehling auf der Suedinsel Neuseelands, Laemmer soweit das Auge reicht und in den hoeher gelegenen Regionen tragen die Gipfelspitzen sogar noch Schnee. Hinzu kommt, dass Neuseeland gerade die Rugby-Weltmeisterschaft ausrichtet. Es koennte also keine bessere Zeit fuer einen Besuch hier geben.
Canterbury-Region um Christchurch
Neuseelands Suedinsel definiert sich sicher nicht ueber Staedte oder grossen Ansammlungen von Menschen. Von den insgesamt 4,4 Millionen "Kiwis" tummeln sich gerade einmal rund eine Million auf der  flaechenmaessig groesseren Suedinsel. Davon leben knapp 400.000 in der von unzaehligen Erdbeben gekennzeichneten Stadt Christchurch, im Osten der Insel. Der Rest ist einfach nur Natur: Felder, Weiden, Berge, Seen - und Schafe.

Auch wenn die Zahl der Schafe ruecklauefig ist, so kommen noch immer rund acht Schafe auf einen Neuseelaender. Es gibt also jede Menge zu tun fuer Schaefer und Schaffreunde.


Blick auf Christchurch
Ueberraschender Wintereinbruch in Lake Tepako
Die leichte Fruehlings-Brise kann auch noch so erfrischend sein; kommt sie jedoch gekoppelt mit endlosem Regen laden Neuseelands Straende nur bedingt zum Planschen ein. Vor allem die Ostkueste verspricht garantiert Postkarten-Motive: weisser Sand umrahmt von gruenen Wiesen und blauer See. Nicht zuletzt seiner Reinheit zu verdanken, ist die Ostkueste ein Tummelfeld fuer jegliche Tiere.


Der Gelbaugenpinguin zum Beispiel (Yellow-Eyed Penguin) hat seine Heimat fast ausschliesslich auf der Suedinsel (kleinere Kolonien auf den Auckland- und Campbellinseln). Diese Pinguinart gehoert mit zu den seltensten Pinguinen der Welt - und ist damit auch die gefaehrdeste. Im Suedosten rund um die Stadt Dunedin werden die kleinen Raritaeten besonders geschuetzt und vor allem in der Brutzeit abgeschottet. Mit etwas Glueck sieht man jedoch den ein oder anderen Pinguin im Gras auf- und abwatscheln.
Zudem gehoert Neuseeland zu einem beliebten Spielplatz fuer Seeloewen, Delfine, Wale oder Robben. All das, was Europa kaum zu bieten hat, findet man hier auf jeden Fall - und dass nicht nur mit Glueck, sondern fast taeglich vor der Haustuer.

Die Catlins im Sueden bestechen durch einsame Landstriche und Kustenabschnitte
Besinnlichkeit in den Catlins
Go the All Blacks! Faehnchen, Slogans und Bilder ueberall: Neuseeland taucht in ein Meer von schwarz. Wenn das Codewort Rugby heisst, drehen die "Kiwis" durch. Die All Blacks sind der ganze Stolz der Nation. Es gibt wohl kaum jemanden im Lande, der sich zu Zeiten einer Rugby-Weltmeisterschaft nicht in schwarz huellt. Fahnen wehen an Hauesern, Autos, Zaeunen, Laternen, Kinderwagen... und die ganz Kreativen haengen sogar Trikots ihrer Helden an Zaeunen auf.
Rugby ist also der Nationalsport in Neuseeland. Was fuer ein Erfolg also, dass sie nach einem fast zweimonatigem Turnier letztlich die Trophae im Land halten konnten. Zum zweiten Mal nach 1987 triumphierten die All Blacks im Finale gegen Frankreich. Das ganze Land stand Kopf. Fuer gepflegte Fussball-Fans in Europa ist dieses Ereignis wohl nur mit einer Fussball-WM zu vergleichen.


Wir bewegen uns weiter Richtung Westkueste. Das Klima wird rauher, die Wellen hoeher und der Regen intensiver. Es wird schauriger, abgelegener und mystischer. Das sind die Fjordlandschaften, das ist der Milford Sound. Je tiefer es in die bergige Landschaft geht, desto nasser und ungemuetlicher wird es. Doch vermitteln einem die Fjorde eine perfekte "Herr der Ringe"-Stimmung. Denn auch hier hat der Trilogie-Regisseur Peter Jackson gefilmt. Ein perfekter Schauplatz also fuer alle Hobbit-Fans.

"Eine Bootsfahrt, die ist lustig..." Am besten lassen sich die die Fjorde auf dem Wasserweg erkunden. Auch wenn's in Stroemen regnet, dieses Naturschauspiel wirkt dadurch nur noch unheimlicher und beeindruckt mit rasenden Wasserfaellen, dessen Anfang man nur erahnen kann.





Skydiving? Bungee-Jumping? Rafting? Oder doch lieber im Shotover-Jet-Boot den Fluss entlang schnellen? Oder alles zusammen? Queenstown bietet alles. Dieser kleine Ort ist alles andere als langweilig. Und teuer, wenn man sich in den vielen Adrenalinsachen ausprobieren moechte. Also machen wir doch das Combo-Angebot: Morgens geht's los mit dem Skydive aus wahlweise 9000 Feet Hoehe, Mittags das Rafting auf dem wilden Fluss und am Nachmittag wird mit dem Seil von den Felsen gesprungen. Am Ende des Tages sind wir voellig geflasht - und um rund 600 Dollar leichter. Doch wo laesst sich besser ein Bungee-Jump ausfuehren als im Mutterland dieser Extremsportart? Der Neuseelaender A.J. Hackett konzipierte in den 80er Jahren ein elastischen Gummiseil, das speziell fuer den Sprung in die Tiefe ausgelegt war. Er war es, der den Bungee-Sprung populaer machte - und die Suedinsel bot schon damals landschaftlich die besten Voraussetzungen.

Fox Glacier
Es geht tiefer in die winterliche Landschaft, da, wo Wasser zu Eis wird. Nennen wir es Gletscher. Der Fox Glacier zaehlt wohl zu den bekanntesten Vertretern. Mit dem Hubschrauber inklusive einer Schneelandung laesst sich dieses wunderbare Naturschauspiel am besten erkunden.


Die See ist aufgewuehlt, die Wellen unberechenbar und der Wind blaest stark. Das ist die Westkueste. Ihre Straende gehoeren sicher nicht zu den schoensten und Sonnenbaden ist hier nicht unbedingt ein Genuss, aber eben dieser schwarzgefaerbte Sand ist auf seine Art schoen. Derbe schoen.

Die Pancakes-Felsen, oder auch Punakaiki, gehoeren zu den Haupttouristenattraktionen an der Westkueste
Golden Bay
Langsam beruhigt sich die See, angekommen im Norden der Suedinsel: in der Golden Bay. Ihren Namen hat sie von ihrem goldschillernden, feinen Sand bekommen. Kleine, einsame Straende, die nur mit dem Boot zu erreichen sind, bestechen nicht nur durch ihren koeniglichen Sand, sondern auch durch das gruen-tuerkisfarbene Wasser des Ozeans. Entspannen, Sonnenbaden oder Fischen - hier findet jeder seinen Ausgleich.
Fischen zaehlt zu den grossen Leidenschaften vieler Neuseelaender
Blick auf Golden Bay und den Ort Takaka
Etwas weiter oestlich liegt der Abel Tasman-Nationalpark. Zwischen den beiden Meeresbuchten Golden Bay und Tasman Bay gelegen, besticht dieses Fleckchen Natur vor allem durch seine artenreiche Welt der Seevoegel. Weisswangenreiher, Stelzenlaeufer oder Taraseeschwalben beispielsweise gehoeren zu den bekanntesten Vertretern. Besonders reizvoll ist der 51 Kilometer lange Wanderweg, der einem zu den kleinsten und abgelegendsten Buchten bringt. Fuer ein bisschen Abwechslung sorgt eine Kajak-Fahrt.
Doch der Park ist vor allem wegen seines niederlaendischen Entdeckers Abel Tasman bekannt. 1642 war er der erste Europaer in Neuseeland; etwa 200 Jahre spaeter liessen sich dann weisse Einwanderer nieder. 
Der Queen Charlotte Track im Norden besticht durch atemberaubende Panorama-Landschaften
Picton - vor allem durch seine Faehrverbindung nach Wellington bekannt

In Picton endet die Rundreise ueber die Suedinsel. Auf geht es per Faehre nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands und somit der Nordinsel. Nach knapp vier Stunden Fahrt wird der Anker geworfen.


Anmerkung: Die Autorin befindet sich nicht mehr in Neuseeland, sondern ist seit Mitte Dezember zurueck in West-Australien. Dennoch werden Abschnitte ihrer Reise nun nach und nach gepostet.