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Sonntag, 17. April 2011

Westaustralien: Freiwillig isoliert in Perth


"Wohin fliegen Sie?", fragt der nette Mitarbeiter von Singapore Airlines. "Nach Perth." - "Ah, das ist irgendwo in Australien, oder?" Ja, irgendwo in Australien. In Western Australia.
Perth ist halt nicht Sydney oder Melbourne. Muss man also nicht kennen. Aber sollte man. Denn Perth ist nicht nur die Hauptstadt Westaustraliens (WA), dem flaechenmäßig größten australischen Bundesstaat, sondern gleichzeitig die isolierteste Großstadt der Welt. Singapur liegt zum Beispiel naeher an Perth als Sydney. Und das will was heißen...
Trotz der Abgeschiedenheit zählt Perth 1,8 Millionen Einwohner, also knapp 80 Prozent aller Westaustralier leben hier. Die restlichen 360.000 verteilen sich auf kleine Städte im Nirgendwo. Gerade einmal zehn Prozent der Australier leben in WA. Nicht gerade viel. Und weil Perth so isoliert ist, kostet hier alles auch einfach mal mehr. Gut, günstig war's im Aussie-Land eh noch nie. Dank des starken australischen Dollars und der florierenden Minen-Industrie wird hier gutes Geld verdient. Geld, das auch wieder ausgegeben werden muss. Also warum nicht fuer ein Kilo Bananen 12 Dollar zahlen? Okay, fairerweise muss man anmerken, dass seit der Flut in Queensland die (Bananen-)Ernte zerstört wurde und somit die Preise exorbitant angestiegen sind. Dann eben ein Kilo Äpfel fuer fünf Dollar. Kurz gesagt: Der Supermarkt-Spaziergang macht nicht unbedingt Spaß. Dafuer aber einige andere Spaziergänge...

Downtown: CBD
Perths Innenstadt ist sicher schnell erkundet. Ein paar alte Kolonialbauten ziehen sich durch den CBD (Central Business District), gleich daneben ragen Wolkenkratzer in den Himmel. Perth kann sich auch als die neue "Booming City" von Australien bezeichnen. Denn durch die vielen Rohstoffe und Minen bietet WA jede Menge Arbeit - und somit auch gute Verdienstmöglichkeiten. Viele der führenden Minenunternehmen Australiens haben ihren Sitz in Perth. Die Stadt sucht also regelrecht nach Arbeitern. Die kommen natürlich auch - oft samt Familie. Und eben diese ganzen Familien müssen irgendwo wohnen. Es werden also Häuser gekauft, große versteht sich, und diese Häuser brauchen Platz. Demnach wird ausgebaut. In den vergangenen Jahren ist Perth so rasant gewachsen, dass selbst das öffentliche Transportunternehmen Transperth mit seinen Streckennetzen nicht mehr hinterherkommt. Durch die vielen Suburbs wirkt Perth größer als es eigentlich ist. Wer also kein Auto besitzt, wird sich etwas verloren fühlen. Der öffentliche Transport ist miserabel, die Taxisituation mindestens genauso schlecht. Wer sich abends ins Partyleben stürzen will, sollte sich vorher überlegen, wie er nach Hause kommt. Freitag und Samstagnacht wartet man schon mal zwei Stunden auf ein Taxi. Wenn dann auch noch die indische Cricket-Nationalmannschaft spielt, fahren schätzungsweise nur noch die Hälfte an Cabs herum. Die vorwiegend indischen Taxifahrer können sich so ein Spiel natürlich nicht entgehen lassen. Sie müssen ja auch nicht unbedingt arbeiten. Das entgangene Geld kommt bei den Fahrpreisen ganz schnell wieder rein. This is Perth.
Swan River im Süden von Perth
Eine meiner Housemates: Stella
Der Rest meiner Unterschlupfgeber: Greg und Diego


... und Tom


Fussball? Oh ja, sehr beliebt in Australien. Also Aussie Rules Football. Von etwas anderem haben wir doch nicht gesprochen. Diese Art des Footy bildet hier die Nationalsportart. Dominiert von Teams aus Melbourne, treten aber auch westaustralische Mannschaften in der Australian Football League (AFL) an, so unter anderem die Fremantle Dockers. Beim Footy geht es recht schnell her. Eben diese Schnelligkeit erfordert allergrößte Fitness der Spieler. Auch ein Grund, weshalb die meisten Spieler Anfang 20 sind. Ab 26 kann man sich schon mal nach einer neuen Beschäftigung umschauen, denn die Rente steht so langsam vor der Tür. 

Schneller ins Outback kommt man nicht. Wer authentisches Landleben sucht, geht in den Kings Park, den größten Stadtpark Australiens. Endlos lange Sandwege, riesige Bäume und eine erholsame Stille - in diesem Park fühlt sich das Outback verdammt nah an.


Vom Outback zum Strand bedarf es nur einen Katzensprung - und Perth bietet einige Strände. Besonders beliebt ist der Cottleshoe Beach, aber auch der Scarborough oder die Strände von Fremantle. Viele Einheimische kommen vor allem Sonntag an den Strand, bringen ihr Picknick-Zubehör mit, Fleisch und Salate und fertig ist der Barbecue. Im Anschluss zieht es einige in die belebten Bars in Cottleshoe, beispielsweie in das Ocean Beach Hotel (OBH) oder ins Cottleshoe Hotel. Der Pegel ist also am späten Nachmittag definitiv erreicht. Denn in Australien fängt man früh an mit Trinken. Viel, schnell und gerne auch hochprozentig. Das Geld muss ja raus. Cheers, Mate!
Cottleshoe Beach


Ein paar Kilometer außerhalb liegt die vorgelagerte Hafenstadt Fremantle. Sehr hübsch und idyllisch präsentiert sich Freo dank ihrer vielen Kolonialbauwerke. Nach einem Spaziergang am Bootssteg setzt man sich am besten in eines der lebhaften Open-Air Pubs, beobachtet das Treiben und genießt die untergehende Sonne.
Das ist also Perth. Und nicht irgendwo in Australien, sondern in Westaustralien. Eben genau diese charmante Stadt, die australischer gar nicht sein könnte. 

... aber es geht weiter Richtung südliches WA. Rudi wird's schon machen!

Mittwoch, 13. April 2011

Indonesiens Inseln Bali und Gili T.


Blue Lagoon
Johnny arbeitet schon weit über 20 Jahre als Masseur. Er bietet die traditionellen balinesischen Streicheleinheiten, aber auch Thai- oder Fußmassagen an. Seinen Arbeitsplatz hat er bewusst gewählt: Hier in der Blue Lagoon kommen Touristen, die Ruhe suchen.
 Die kleine Lagune liegt etwas versteckt im verträumten Küstenort Padang Bai an Balis Ostküste. Der alte Fischerort dient vorwiegend als Transferort zur nahe liegenden indonesischen Insel Lombok oder zu den Gili Inseln. Doch wer sich etwas abseits abgetretender Touristenpfade bewegen möchte, stoppt hier für ein paar Nächte, besucht die Blaue Lagune, kommt zu Johnny und lässt sich verwöhnen. 

Johnny ist jetzt Mitte vierzig, hat zwei kleine Söhne und eine Frau. Jeden Tag pendelt er die 20 Kilometer auf seinem Motorbike nach Padang Bai. Meistens fängt er morgens um neun Uhr an und verlässt das Paradies zwischen sechs und sieben Uhr abends. "Je nachdem, was zu tun ist." Manchmal massiert er fast ohne Pause. So wie heute. Einmal eines der schwedischen Mädchen zur Massage überredet, möchten auch die anderen Drei. "Das ist gutes Geld", sagt er, "ich lasse mich aber auch oft auf einen guten Preis ein." Wenn er von einem "guten Preis" redet, meint er umgerechnet 3 Dollar für 45 Minuten balinesische Massage, also Rücken, Beine, Füße und Kopf. Fuer balinesische Verhältnisse ist das in Ordnung. Denn er kann nicht mehr bieten als sein süßliches Kokosnussöl, ein Handtuch und seine Hände. Die vielen Beautysalons sind da schon anders aufgestellt. Aber was sie nicht bieten: die unbeschreibliche Aussicht auf den Ozean und die Palmen über einem.
Ubud
 

Kuenstler am Werk


 


Touristischer, wenn noch immer beschaulich, geht es dagegen in Ubud zu. Im Inselinneren erhält man Einblick in die traditionelle balinesische Kultur mit all ihren Künstlern. Holzschnitzereien, Schmuck, Skulpturen... oder sich einfach nur von den vielen farbenträchtigen Taenzen bezaubern lassen - Ubud läd zum Verweilen ein. Jeder, der kommt, bleibt länger als geplant. Man kann die Ruhe regelrecht spüren. Restaurants und Bars schließen zeitig; meistens gibt es nur ein bis zwei Bars, die bis weit nach Mitternacht geöffnet haben. In Ubud fängt der Tag eben früher an. Nicht zuletzt weil es doch viele Reisende in eine der Yoga-Schulen zieht. Und die oeffnen morgens um sechs Uhr...
Taegliche Opfergaben sind Pflicht im hinduistischen Bali

Regeln für das heilige Wasser

Aber auch das Umland von Ubud bietet viel: Tempel mit hinduistischer Kultur, Reisfelder oder einfach nur kleine, versteckte Orte.
Unsere bescheidene Bleibe
Der Monkey Forest ist eine der Hauptattraktionen in Ubud
Typischer balinesischer Tanz


Auf dem Reisfeld




Wer sich für ein paar Tage Party entscheidet und das Mallorca Australiens kennen lernen will, muss nach Kuta, Balis südlichem Zipfel. Neben unzähligen Party-Spots lassen sich hier bestens die ersten Erfahrungen auf dem Surfbrett machen. Die Wellen sind gut, sogar sehr gut in den Morgenstunden, und professionelle Surfschulen mit viel versprechenden Namen wie Billabong und Rip Curl ziehen Lernende aus aller Welt an. Doch oft muss das nicht sein. Viele balinesische Surferboys hängen am Strand herum und wollen Touristen das Surfen beibringen. Man sollte auch ihnen Beachtung schenken, denn auch sie machen nichts anderes als die Surflehrer an den Schulen - und sind einfach guenstiger. Ausserdem macht sich ein Privatlehrer sowieso viel besser! Und Balis Surferboys sind von der Autorin als 'gut' befunden worden (nach einer halben Stunde stand sie mehrere Sekunden auf dem Brett).
Kuta Beach
Feuerprobe bestanden: I did it!

Etwa eine Stunde von Bali entfernt, befinden sich die drei Gili Inseln. Einst als Backpackerinseln bekannt, haben sie sich dennoch in den letzten Jahren stark verändert, wie Charles berichtet. Charles ist Franzose, um die 50 und war zuletzt vor sieben Jahren auf den Gilis. Heute gibt es viel mehr Hotels und Gästehäuser und auch die Preise sind angestiegen. Doch überraschenderweise sei die Wasserqualität geblieben, so Charles. Noch immer locken hier Tauch- und Schnorchelgründe von Weltklasse. Oft reicht ein Schnorchel und ein Gang bis an die östliche Nordspitze der Insel Gili Trawangan, ein paar Meter schwimmen und schon eröffnet sich eine fantastische Unterwasserwelt mit Schildkröten, bunten Fischen und vielfältigen Korallenriffen.
Die kleinen Gilis verleiten zum Faulenzen
 Abends locken Bars und Restaurants zum Essen, Trinken und Verweilen. Besonders beliebt: Mushroom-Shakes. Auf eine unvergessliche Nacht... See you tomorrow, somewhere!